Katalyseforschung seit 70 Jahren...

Seit 70 Jahren betreibt das Leibniz-Institut für Katalyse e.V. (LIKAT) in Rostock Katalyseforschung zum Wohle der Gesellschaft. Das Institut wurde 1952 als erstes ausschließlich der Katalyse gewidmete Forschungsinstitut in Europa gegründet. Zu den Meilensteinen der LIKAT-Forschung gehört u.a. die Kommerzialisierung des Isicom-Verfahrens* im Jahr 1986 als weltweit zweiter Prozess für metallorganische chirale Katalyse. Heute ist das LIKAT in Rostock eines der größten öffentlich geförderten Forschungsinstitute in seinem Bereich in Europa und nimmt einen Platz an der Schnittstelle von Grundlagenforschung und deren Anwendungen ein. Nach einer überaus positiven Evaluierung durch den Wissenschaftsrat wurde das Institut zum 1. Januar 2003 in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Es vereint seit der Fusion des Rostocker Instituts mit dem Institut für Angewandte Chemie Berlin-Adlershof (ACA) im Jahr 2005 zum heutigen LIKAT homogene und heterogene Katalyseforschung am Standort in Rostock unter einem Dach. Seitdem wurden im Institut komplementär aktuelle Gebiete wie Photo- und Elektrokatalyse implementiert.

*Isicom-Verfahren:  

*Isicom ist ein Therapeutikum zur Behandlung der Parkinson-Krankheit. Es handelt sich um ein Kombinationspräparat aus L-DOPA und einem Decarboxylasehemmer (inhibiert Metabolisierung von L-DOPA zu Dopamin, welches die Blut-Hirnschranke nicht passieren kann). [1, 2, 3] Entwickelt wurde das Präparat durch Rüdiger Selke (193 - 2021) und Horst Pracejus (1927 – 1987), ehemaliger Professor und Leiter des Katalyseinstituts in Rostock, einem Vorgängerinstitut der heutigen LIKAT.[4] Ihre Arbeiten auf dem Fachgebiet der asymmetrischen Katalyse gingen maßgeblich die Entwicklung des Herstellungsprozesses von Isicom (1986) ein, das beim VEB Isis-Chemie in Zwickau produziert wurde. Das Isicom-Verfahren ist der weltweit zweite asymmetrisch katalysierte Prozess, der im industriellen Maßstab umgesetzt wurde. Für die erste industrielle Anwendung enantiosektiv katalysierter Hydrierung zur Produktion von L-Dopa für den Konzern Monsanto erhielt William S. Knowles 2001 den Nobelpreis für Chemie.[5] ([1] Eintrag zu Carbidopa. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 10. November 2014. [2] L-Dopa - DocCheck Flexikon (Zugriff am 10.02.2023) [3] Levodopa - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (gelbe-liste.de) (Zugriff am 10.02.2023) [4] Rüdiger Selke The other L-Dopa process, in Hans-Ulrich Blaser, Elke Schmidt (Herausgeber) Asymmetric catalysis on industrial scale, Wiley-VCH, 2004. Chemiker von A – Z. Eine biographisch-lexikalische Übersicht über die Chemie und ihre bedeutendsten Vertreter in Ostdeutschland, Herausgeber: Chemieverbände Nordost, Berlin, 2006, 2. Auflage, S. 72–73. [5] Timeline Horst Pracejus (histomania.com))

 

Das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) und seine Vorgängerinstitutionen widmen sich seit 70 Jahren der Erforschung des ganzheitlichen Phänomens der Katalyse.
Es begann mit Forschungsbestrebungen zur Herstellung künstlicher Butter in der Nachkriegszeit, um die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu sichern. Heute ist das LIKAT in Rostock eines der größten öffentlich geförderten Forschungsinstitute in seinem Bereich in Europa und nimmt einen Platz an der Schnittstelle von Grundlagenforschung und deren Anwendungen ein. 1952 wurde mit dem Institut für Katalyseforschung in Rostock das erste ausschließlich der Katalyse ge­widmete Forschungsinstitut in Europa gegründet. 

1959 wurde das Institut aufgespalten.

Die homogene Katalyse verblieb in Rostock und bildete das Institut für Organische Katalyseforschung (IfOK), später Teil der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW).

Forschende der heterogenen Katalyse zogen nach Berlin um und etablierten dort das Institut für Anorganische Katalyseforschung, später Teil des Zentralinstituts für physikalische Chemie der Forschungsgemeinschaft der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW, ab 1972 AdW)

Nach der Eavluierung der Akademieinstitute 1991, erfolgte in Berlin die Fortführung der Katalyseforschung im Zentrum für heterogene Katalyse, das in das 1994 gegründete Institut für Angewandte Chemie Berlin-Adlershof (ACA) integriert wurde.

Das Rostocker Katalyseinstitut IfOK wurde nach Schließung der AdW ein Landesforschungsinstitut Mecklenburg-Vorpommerns.
1992 – 1997 trug die Max-Planck-Gesellschaft durch die Einrichtung der Arbeitsgruppen "Komplexkatalyse" und "Asymmetrische Katalyse" erheblich zur Stabilisierung und Modernisierung der Einrichtung bei.

Seit Mitte 1998 leitet Prof. Matthias Beller das Institut. Nach einer überaus positiven Evaluierung der Forschungsarbeiten durch den Wissenschaftsrat war die Aufnahme des IfOK in die Leibniz-Gemeinschaft zum 01. Januar 2003 Ausdruck seiner erfolgreichen Entwicklung.

Nach annähernd 50 Jahren fusionierten die beiden Katalyseinstitute IfOK und ACA und bildeten das Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock (LIKAT Rostock). Am 06. Dezember 2005 erfolgte die Eintragung des LIKAT Rostock beim Amtsgericht Rostock und die Fusion von IfOK und ACA wurde (rückwirkend ab 01. Juli 2005) rechtskräftig.

Das Institut hat seit seiner Gründung durch Langenbeck und Rienäcker im Jahr 1952 vielfältige Veränderungen durchlaufen. Der Hauptanspruch der beiden Gründer besteht allerdings bis heute: den Trans­fer von Ergebnissen der Grundlagenforschung zu chemischen Produkten oder Prozessen mit Anwen­dungsrelevanz zu betreiben.

 

Prof. Dr. Günther Rienäcker und Prof. Dr. Wolfgang Langenbeck waren die Gründungsväter des LIKAT. Ihre Lebensläufe sind Spiegel deutscher Geschichte – auch ihrer dunklen Zeiten der Diktatur und Unterdrückung. Sie zeigen: Wissenschaft ist kein Elfenbeinturm einer sich selbst genügenden wissenschaftlichen Betätigung. Wissenschaftler tragen Verantwortung für die Gesellschaft. Das LIKAT bekennt sich zu dieser Verantwortung, zu der auch ein offener und transparenter Umgang mit der eigenen Vergangenheit gehört.

Im Auftrag des LIKAT hat der Historiker Dr. Florian Detjens einen Bericht erstellt.

Der Bericht sowie eine Zusammenfassung sind hier zugänglich.